Mittwoch, 29. August 2007

Wie geht es Tanja ?

Daß Tanja leider wieder mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wir freuen uns, daß so viele Freunde, Kollegen und Verwandte uns die Daumen drücken und möchten uns für diese Unterstützung recht herzlich bedanken.
Wir wissen, daß Ihr Euch alle Sorgen um Tanja macht und wollen Euch natürlich auch auf dem Laufenden halten. Aus der Vergangenheit haben wir aber gelernt, daß es uns sehr viel Kraft und Zeit kostet, jedem Einzelnen am Telefon immer wieder die gleichen Details zu erläutern. Deshalb wollen wir versuchen, an dieser Stelle einen kleinen "Selbstbedienungsladen" einzurichten. Ich kann nicht versprechen, daß ich die Infos täglich aktualisieren werde, aber ich will möglichst keine großen Lücken entstehen lassen.

Hier erstmal im Zeitraffer die Entwicklung der Dinge:
-April 2007
turnusmäßige Nachsorgeuntersuchung in der Onkologie mit Darmspiegelung: keine onkologischen Befunde ;

- seit Ende April 2007
massive Rückenschmerzen, die sich sehr lange mit Schmerzmitteln ertragen ließen, eine verordnete Physiotherapie brachte keine Linderung;

- Juni 2007
die Schmerzen werden stärker und führen teilweise zu Lähmungserscheinungen in den Extremitäten. Die Feinmotorik ist teilweise eingeschränkt.

-Juli 2007
Einweisung in das Harzklinikum Wernigerode zur Klärung der Ursachen. Ein onkologischer Befund wird ausgeschlossen. Nach umfangreichen Untersuchungen (Ultraschall, Röntgen, CT, MRT, Haut- und Muskelgewebeuntersuchungen wird eine Dermatomyositis ( autoimmune Muskelentzündung) als Schmerzursache diagnostiziert. Eine Prednisolonbehandlung wird begonnen, die auch bald Linderung bringt.

- 9. August 2007
Zur Vorbereitung einer Konsultation bei ihrer Hautärztin läßt Tanja von ihrer Hausärztin eine Blutuntersuchung vornehmen. Am Abend des gleichen Tages bekommt sie die Info, daß die Hämoglobin- und Eisenwerte besorgniserregend niedrig sind und wird aufgefordert, sich zur Untersuchung ins Harzklinikum zu begeben.

- 10. August 2007
Bei einer Magenspiegelung wird im Zwölffingerdarm ein Geschwür entdeckt, von dem eine Gewebeprobe entnommen wird. Zur Verbesserung der Blutwerte bekommt sie zwei Beutel Spenderblut transfundiert. Das Wochenende verbringt sie zu Hause.

- 13. August 2007
Das Geschwür wird im Harzklinikum auf verschiedenste Weise untersucht: CT, Ultraschall, ...

- 14. August 2007 ( Tanjas 46. Geburtstag)
Gegen Mittag kommt mit dem Laborbefund der Gewebeprobe die befürchtete Gewißheit: es ist wieder ein Colonkarzinom (Dickdarmkrebs), der offensichtlich aus einer metasthasierenden Zelle entstanden ist, die sich über das Lymphsystem in den Zwölffingerdarm gemogelt haben muß. Tanja bekommt eine Einweisung in das Uniklinikum Magdeburg, wo sie am 23.08.2007 operiert werden soll.

- 18./19. August 2007
Um diesen Schock mental zu verarbeiten packen wir unsere Koffer und verbringen ein schönes Wochenende in Weimar. Das Wetter ist ideal. Wir bummeln durch die Stadt, gehen ins Theater, genießen die Sauna und das Frühstücksbuffett im Hiltonhotel (ja, darunter machen wir es nicht :-)) ) und kehren ziemlich optimistisch und angriffslustig wieder nach Hause. "Okay, wir wissen, daß es kein Zuckerschlecken ist, was uns da bevorsteht, aber immerhin haben wir das Theater schon zweimal gut überstanden und wissen, daß man die Krankheit besiegen kann !"

- 22.August 2007
Morgens der Schock in der Uniklinik Magdeburg: der Chirurg unseres Vertrauens, der Tanjas Innenleben inzwischen besser kennt, als seine eigene Westentasche teilt uns mit, daß unter den derzeitigen Umständen keine Operation durchgeführt werden kann: der Tumor ist zu groß und hat lebenswichtige Blutgefäße eingeschlossen. Das Risiko ist einfach zu groß. Mit hängenden Ohren fahren wir wieder nach Hause.

-23.August 2007
Nach Absprache mit der Hausärztin bekommen wir einen Termin beim Onkologen im Harzklinikum in Wernigerode, mit dem wir das weitere Vorgehen besprechen wollen. Es wäre geprahlt, wenn man sagen würde, daß er uns Mut gemacht hätte. Trotzdem gelingt uns ein sachliches und konstruktives Gespräch. Mit einer Chemotherapie soll versucht werden, den Tumor zu bekämpfen. Wir hoffen, daß im Verlaufe der Behandlung vielleicht doch noch ein Zustand erreicht wird, bei dem eine Operation möglich wird.

- 27. August 2007
Tanja hatte nachts große Blutmengen im Stuhl und wendet sich deshalb wieder an die Onkologie. Sie wird stationär aufgenommen. Während einer erneuten Gastroskopie (Magenspiegelung) wird die Blutung am Geschwür lokalisiert und gebeamert (verschweißt).

- 28. August 2007
Es gibt neue Hoffnung: mit der Uniklinik Magdeburg wurde verabredet ein Verfahren bei Tanja anzuwenden, mit dem die Blutgefäße, die den Tumor versorgen, verödet werden.

- 29. AUgust 2007
Tanja findet sich in guter physischer und psychischer Verfassung im Uniklinikum ein. Der Tag vergeht mit Warten. Das Klinikum ist riesig und entsprechend anonym ist der Umgang. Trotzdem sind wir sehr optimistisch, daß wir auf diesem Weg ein gutes Stück vorankommen.

-30. August 2007
Auch diesen Tag haben wir verwartet. Nach einer vielversprechenden Visite am Morgen, wo alle so taten, als ob der Eingriff unmittelbar bevorstünde, gaben sich die Studenten bei Tanja die Klinke in die Hand um an ihr die korrekte Aufnahmeuntersuchung zu üben. Das ist ja an sich auch in Ordnung, wenn denn jemand auch den ernsten Hintergrund ihres Aufenthaltes im Uniklinikum bedacht hätte. Der Stationsbetrieb ist völlig anders, als wir ihn aus Wernigerode kennen. Es kommen massenhaft Leute ins Zimmer, die alle sehr wichtig tun, Fragen stellen, versprechen, sich um etwas zu kümmern- und dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Zunächst nimmt man diese Ansagen noch ernst- aber spätestens seit heute wissen wir, daß man seine Angelegenheiten dort selber regeln muß.
Es ging damit los, daß die Medikamente für die Chemotherapie zwar in der Apotheke bestellt wurden, aber daß sie zum nötigen Zeitpunkt noch nicht geliefert wurden, hat niemanden interessiert. Dieses Problem konnte Tanja dann ganz einfach selber lösen, in dem sie mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoß fuhr ist und sich in der chemotherapeutischen Ambulanz mit dem Nötigsten ausstatten ließ.
Nach dem Mittag wurde sie auf den Eingriff vorbereitet und so empfing sie mich, als ich gegen 17.30 Uhr bei ihr auftauchte: im OP-Hemdchen und mit Flexüle im Handrücken und vollkommen im Ungewissen, ob sie noch an die Reihe kommt. Gegen 16.00 Uhr hatte ihr letzmalig jemand versprochen, sich zu erkundigen, wie lange sie noch warten muß - und hat sich, wie alle anderen vor ihm, dann nicht mehr blicken lassen.
Mein eindringlicher Apell hat dann eine Schwester veranlasst, zum Telefon zu greifen und einige Minuten später wußten wir, daß die Sache für heute gelaufen war: ein dringender Notfall hatte Vorrang. Dieser stereotypen Entschuldigung konnten wir unser Verständnis natürlich nicht verweigern. Aufgrund der neuen Sachlage wurde Tanja nun auch das Abendbrot serviert, nachdem sie vorher den ganzen Tag wegen des Eingriffs nüchtern bleiben mußte.
Wer aber dachte, daß er uns damit zermürben kann, der irrt. Wir bleiben optimistisch, daß der Eingriff morgen gemacht wird und daß er den gewünschten Erfolg bringt!
Wo leben wir denn !?

31. August 2007
Nachdem wir gestern mit den Zuständen in der Uniklinik Magdeburg noch etwas haderten, hat sich das Klinikum heute voll rehabilitiert. Tanja war ganz begeistert und beeindruckt von der Gründlichkeit und Kompetenz des Arztes, der die Embolisation bei ihr durchführte. Der Eingriff war so gut wie schmerzfrei und sie konnte auf dem Monitor die Fahrt der Sonde durch ihr Gefäßssystem verfolgen, wobei ihr jeder Schritt genau erläutert wurde. Komischerweise wurden jedoch im Tumorumfeld keine pathologischen Gefäßverzweigungen festgestellt, die man hätte blockieren können. Das macht zunächst natürlich etwas ratlos, da der Tumor während der Gastroskopie ja eindeutig lokalisiert wurde. Im Moment können wir, ausgehend von unseren laienhaften medizinischen Vorstellungen, über die Ursache nur spekulieren. Am liebsten wäre es uns, wenn die CT-Bilder einfach nur falsch gedeutet wurden. Vielleicht ist der Tumor kleiner als bisher angenommen und befindet sich nur innerhalb des Zwölffingerdarmes und die anderen Bereiche sind vielleicht auf die Dermatomyositis zurückzuführen und wurden irrtümlich für Tumorgewebe gehalten? Fragen über Fragen... Auf jeden Fall haben wir beschlossen, das Untersuchungsergebnis als Erfolg zu sehen. Nun muß Tanja nur noch die 24-stündige Liegezeit nach dem Eingriff abwarten und dann geht es erstmal wieder nach Hause.

01. September 2007
Die angeordnete Bettruhe war das unangenehmste Erlebnis für Tanja. Sie hat jedoch alle Anweisungen strikt befolgt und war schon reisefertig, als ich sie abholen wollte. Die Späschicht war allerdings etwas perplex, als wir mit der Reisetasche aufkreuzten: "Was, sie gehen nach Hause? Davon hat man uns garnicht informiert..." Aber das scheint in dem Hause ja die Regel zu sein, nicht informiert zu werden.

03. September 2007
Tanja ist wieder die Chefin im Haus und hat sofort das Kommando über die Waschmaschine übernommen (ihr Lieblingsgerät hat ihr im Krankenhaus wahrscheinlich mehr gefehlt als ich). Nebenbei hat sie locker ein Monatsgehalt vertelefoniert. Bei allen mußte sie sich zurückmelden und verpaßte Termine neu vereinbaren. Aus diesem Grund brauche ich an dieser Stelle garnicht weiterzuschreiben: heute wurden alle persönlich begrüßt.