Montag, 12. Oktober 2009

Halali...

..." Sau tot!" hätte ich bei diesem Bild fast geschrieben. Aber im Kontext dieses Blogs wäre das natürlich eine Geschmacklosigkeit ohnegleichen.
Über diesen Hochsitz bin ich heute "gestolpert", als ich auf einer kurzen Fahrradtour nach Feierabend zufällig dort vorbeikam.
Ich erkannte ihn von einem früheren Ausflug mit dem Fahrrad. Damals war ich in weiblicher Begleitung und Petrus meinte es gut mit mir. Er warf mit Blitz und Donner um sich und öffnete die Schleusen bis zum Anschlag. Es gab garkeinen anderen Ausweg, als schnell auf den Hochsitz zu flüchten. Aber auch dort hatte die Vorsehung für optimale Bedingungen gesorgt. Das Dach war löchrig und es gab nur einen kleinen Fleck in der Hütte auf dem man trocken blieb- wenn man sich ganz eng zusammenkuschelte.
Heute war auch wieder eine große Regenfront im Anzug, aber ich habe gemacht, daß ich fortkam. Sicherlich war ohnehin das Dach zwischenzeitlich repariert.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Arbeitsteilung


Nachdem ich früher immer dachte, daß bei uns die Pflichten ziemlich gerecht verteilt waren, haben mich meine Singleerfahrungen eines Besseren belehrt. Die tausend kleinen Dinge, die ein Mann gern übersieht und die von einer Frau ganz selbstverständlich nebenbei erledigt werden, entwickeln sich mit der Zeit zu echten Großbaustellen.
Aber Probleme sind dazu da, sie zu lösen.
Eine sehr gute Maßnahme war z.B. das Engagement einer Bügelhilfe.
Und jetzt werde ich bei Google mal nachsehen, wozu die anderen neun Programme an unserer Waschmaschine gut sind...

Mittwoch, 23. September 2009

aus dem Leben

Gestern schrieb mir eine Blogbekanntschaft folgende Geschichte, die ich kommentarlos hier weitergeben möchte. (wer eine Übersetzung benötigt, bitte unten suchen).

Я умер почти 9 лет назад. Но я пишу вам не для того, чтобы рассказать как мне тут живется. Я пишу, чтоб рассказать вам свою историю. Историю моей большой любви.
И еще хочу сказать, что любовь не умирает.
Даже на том свете. Даже если её пытаются убить, даже если этого захотите вы. Любовь не умирает. Никогда.
Мы познакомились 31 декабря. Я собирался встречать Новый год со своей третьей женой у своих старых друзей. Моя жизнь до её появления была настолько никчемной и ненужной, что очень часто я спрашивал себя : Для чего я живу? Работа? Да, мне нравилось чем я занимался. Семья? Я очень хотел иметь детей, но у меня их не было.
Теперь я понимаю, что смысл моей жизни был - в ожидании этой встречи.
Я не хочу описывать её. Вернее, я просто не смогу описать её, чтоб вы действительно поняли, какая она. Потому, что каждая буква, каждая строчка моего письма пропитана любовью к ней и за каждую ресничку, упавшую с её печальных глаз, за каждую слезинку я готов был отдать все.
Итак, это было 31 декабря. Я сразу понял, что пропал. Если бы она пришла одна, я бы не постеснялся своей третьей супруги и подошел бы к ней в первую минуту нашей встречи. Но она была не одна. Рядом с ней был мой лучший друг. Знакомы они были всего пару недель, но из его уст я слышал о ней очень много интересного.
И вот, теперь, я увидел её. Когда робили куранты, и были произнесены тосты я подошел к окну.
От моего дыхания окно запотело и я написал: ЛЮБЛЮ.
Отошел подальше и надпись на глазах исчезла. Потом было опять застолье, тосты. К окну я вернулся через час.
Я подышал на него и увидел надпись TВОЯ.
У меня подкосились ноги, на несколько секунд остановилось дыхание...
Любовь приходит только раз. И это человек понимает сразу.

Все, что было в моей жизни до это дня - была мишура, сон, бред. Очень много слов есть этому явлению. Но жизнь моя началась именно в тот новогодний вечер, потому что я понял, я увидел в её глазах, что этот день - тоже первый день в её жизни.
Второго января мы переехали в гостиницу, и планировали купить свой маленький уголок.
У нас вошло в привычку писать друг другу на окнах записки.
Я писал ей Ты - мой сон.
Она отвечала Только не просыпайся!
Самые сокровенные желания мы оставляли на окнах в гостинице, в машине, у друзей дома. Мы были вместе ровно два месяца.
Потом меня не стало. Сейчас я прихожу к ней только когда она спит. Я сажусь к ней на кровать, я вдыхаю её запах. Я не могу плакать. Я не умею. Но я чувствую боль. Не физическую, а душевную. Все эти восемь лет она встречает Новый год одна.
Она садится у окна, наливает в бокал шампанского и плачет.
Еще я знаю, что она продолжает писать мне записки на окнах. Каждый день. Но я не могу их прочитать, потому что от моего дыхания окно не запотеет.
Прошлый новый год был необычным. Не хочу рассказывать вам секреты потусторонней жизни, но я заслужил одно желание.
Я мечтал прочитать её последнюю надпись на стекле.
И когда она заснула, я долго сидел у её кровати, я гладил её волосы, я целовал её руки... А потом подошел к окну.
Я знал, что у меня получится, я знал, что смогу увидеть её послание - и я увидел.
Она оставила для меня одно слово ОТПУСТИ
Этот Новый год будет последний, который она проведет в одиночестве. Я получил разрешение на свое последнее желание, в обмен на то, что я больше никогда не смогу к ней прийти и больше никогда её не увижу. В этот новогодний вечер, когда часы пробьют полночь, когда вокруг все будут веселиться и поздравлять друг друга, когда вся вселенная замрет в ожидании первого дыхания, первой секунды нового года, она нальет себе в бокал шампанского, пойдет к окну и увидит надпись ОТПУСКАЮ

und hier die deutsche Version:

Vor fast 9 Jahren bin ich gestorben. Aber ich schreibe Euch nicht darüber, weil Ihr wissen sollt, wie es mir hier geht. Ich schreibe, weil ich Euch meine Geschichte erzählen will. Die Geschichte meiner großen Liebe. Und weil ich außerdem noch sagen will, daß die Liebe niemals stirbt. Sogar in jener Welt nicht. Sogar, wenn man versucht, sie zu vernichten und sogar wenn Ihr selbst Euch das wünschen würdet. Die Liebe stirbt nicht. Nie.

Wir haben uns am 31. Dezember kennengelernt. Ich wollte mit meiner dritten Frau Silvester bei meinen alten Freunden feiern. Bis zu IHREM Erscheinen war mein Leben derart belanglos und unnütz, daß ich mich häufig fragte: Wofür lebe ich? Die Arbeit? Ja, mir gefiel, womit ich mich beschäftigte. Die Familie? Ich wünschte mir Kinder, hatte aber keine. Heute verstehe ich, daß der Sinn meines Lebens in der Erwartung unseres Treffens bestand.

Ich will es nicht beschreiben. Das heißt, ich kann es einfach nicht so beschreiben, daß Ihr wirklich verstehen könntet, wie es wirklich war. Weil jeder Buchstabe, jede Zeile meines Briefes von Liebe zu IHR durchtränkt ist und ich für jede Wimper, die jemals von IHREN müden Augen gefallen ist, für jede Träne bereit bin, alles zu geben.

Es war also am 31.Dezember. Ich habe sofort verstanden, daß ich verloren bin. Wenn SIE allein gekommen wäre, hätte ich gegenüber meiner dritten Frau keine Skrupel gehabt und wäre schon in er ersten Minute unseres Treffens zu IHR gegangen. Aber SIE war nicht allein. SIE war mit meinem besten Freund. Sie hatten sich erst vor ein paar Wochen kennengelernt, aber ich hatte aus seinem Munde schon viel Interesantes über SIE gehört. Und jetzt stand SIE also vor mir. Als die Glocken schlugen und die Glückwünsche zum Neuen Jahr gesprochen wurden, ging ich zum Fenster. Die Scheibe beschlug von meinem Atem und ich schrieb: ICH LIEBE DICH
Ich trat zurück und die Schrift verschwomm vor meinen Augen. Danach feierten wir weiter, brachten Toasts aus... Zum Fenster ging ich erst eine Stunde später wieder. Ich hauchte es an und erblickte den Schriftzug ICH GEHÖRE DIR.
Die Knie wurden mir weich, für einige Sekunden stockte der Atem...
Die Liebe kommt nur einmal. Und man begreift sie sofort.

Alles was es in meinem Leben bis dahin gab, war nur Tand, Schlaf, Irrsinn. Es gibt viele Ausdrücke für diesen Zustand. Mein Leben begann an eben jenem Silvesterabend, weil ich wußte- und das sah ich in IHREN Augen, daß des auch der erste Tag in IHREM Leben war.
Am zweiten Januar zogen wir ins Hotel und planten, uns eine eigene kleine Wonung zu nehmen.
Wir gewöhnten uns an, uns gegenseitig Nachrichten auf die Fenster zu schreiben. Ich schrieb IHR DU BIST MEIN TRAUM. Sie antwortete WACH NUR NICHT AUF ! . Die wunderbarsten Wünsche hinterließen wir auf den Fenstern im Hotel, im Auto, bei Freunden, zuhause.
Wir waren genau zwei Monate zusammen.
Dann gab es mich nicht mehr. Jetzt komme ich nur noch zu IHR, wenn SIE schläft. Ich setzte mich zu IHR aufs Bett und atme IHREN Geruch ein. Ich kann nicht weinen. Ich vermag es nicht. Aber ich spüre Schmerz. Keinen körperlichen, sondern seelischen. In allen zurückliegenden acht Jahren hat SIE Silvester immer allein gefeiert. SIE setzte sich ans Fenster, goß Sekt in IHR Glas und weinte. Ich weiß auch, daß SIE nicht aufhörte, mir Nachrichten ans Fenster zu schreiben. Jeden Tag. Aber ich kann sie nicht lesen, weil von meinem Atem die Scheiben nicht mehr beschlagen.
Das letzte Silvester war ungewöhnlich. Ich kann Euch die Geheimnisse meines hiesigen Lebens nicht verraten, aber ich hatte einen Wunsch frei. Ich träumte davon, IHREN letzten Wunsch auf dem Fenster lesen zu können.
Als SIE einschlief, saß ich lange auf IHREM Bett, streichelte IHR übers Haar, küßte IHRE Hände... Dann ging ich zum Fenster.
Ich wußte, daß es gelingen würde, wußte daß ich IHRE Mitteilung sehen würde... und sah sie.
SIE hatte mir geschrieben LASS MICH LOS.
Dieser Silvesterabend ist der letzte, den SIE einsam verbringen wird. Ich hatte meinen letzten Wunsch unter der Bedingung erfüllt bekommen, daß ich nie mehr zu IHR kommen und SIE niemals wieder sehen würde. An diesem Neujahrsabend, wenn die Uhren Mitternacht schlagen, ringsum alle feiern und sich alles Gute wünschen und die ganze Erde in Erwartung des ersten Atemzugs, der ersten Sekunde des neuen Jahres stillsteht, wird SIE sich Sekt ins Glas gießen, zum Fenster gehen und den Schriftzug sehen ICH LASSE DICH LOS.

Dienstag, 8. September 2009

Platz schaffen


Seit gestern ist Tanjas Shisha wieder in guten Händen. Ich habe noch viele Dinge zu verschenken, die mir zum Wegwerfen zu schade sind, da sie ihr etwas bedeutet haben.

Freitag, 14. August 2009

kurz aber herzlich


Natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder Blumen zu Deinem Geburtstag. Auch wenn es an dem Ort, wo Du jetzt bist, ein wenig unpassend scheint: ein bischen Party muß sein. Kümmere Dich einfach um nichts. Wir kommen gegen 18.00 Uhr und bringen alles mit. Wir bleiben auch nicht lange. Kerzen, ein Gläschen Sekt, ein paar nette Worte und dann sind wir schon wieder verschwunden.
Wir müssen schauen, wo noch Leben ist. Aber wir haben Dich dabei. Immer!

Donnerstag, 16. Juli 2009

auf dem Vulkan getanzt?



Wir hielten das damals für ein originelles Requisit für ein Fotoshooting- das Studienobjekt unserer potentiellen Schwiegertochter.
Wenn es doch so einfach wäre, wie Stefan Trepte es sang .

Mittwoch, 8. Juli 2009

Montag, 6. Juli 2009

denk mal

Der Grabstein ist fertig. Nach einem riesigen, kräftezehrenden Endspurt konnte er am Freitagnachmittag auf seinem Fundament verankert werden und mir sind gleich zwei riesige Steine vom Herzen geplumpst: wir haben es rechtzeitig zum Jahrestag geschafft und - es ist gut geworden! (Insgeheim hatte ich doch die Befürchtung, daß meine Ideen sich als Luftnummer entpuppen könnten. Grabsteindesign ist halt nicht mein Kerngeschäft.)

Das schwierigste bei der Planung war das Weglassen. Tanja hatte für mich soviele wichtige Facetten, die ich alle gern in diesen Stein gepackt hätte, daß die Grenze zum Kitsch immer bedrohlich nahe war. Jetzt ist die Plastik (meiner Meinung nach) genau so, wie Tanja es war: schön und geheimnisvoll. Erst wenn man sich für sie interessiert, beginnt man sie zu verstehen und findet Spielraum für eigene Gedanken.

Der Grundkörper besteht aus Basaltplatten- einer der härtesten Gesteinsarten: Härte zu sich selbst war eine ihrer großen Stärken. Die Platten mit ihren unregelmäßigen Kanten verweisen auf die Vielschichtigkeit des Lebens, das auch nie glatt verläuft. In der Mitte des Steinpaketes befindet sich eine Stahlplatte aus ihrem Walzwerk, die momentan noch fast die gleiche Farbe hat wie der Basalt, aber in Kürze anfangen wird zu rosten: ein Hinweis auf die Vergänglichkeit alles Irdischen.
Die Anordnung der Platten ergibt oben eine Kerbe- den gewaltsamen Einschnitt in ihr Leben.
Links und rechts haben wir Tafeln aus uraltem Eichenholz angebracht. Aus Bewunderung für ihren Umgang mit allen Unannehmlichkeiten ihrer Krankheit habe ich sie immer mein "sibirisches Hartholz" genannt. Dieser Name hat sich auch im Freundeskreis durchgesetzt und u.a. diesem Blog zu seiner komischen Bezeichnung verholfen.

Die Dreigliedrigkeit des Denkmals entspricht der Struktur unserer Familie: Tanja als starke zentrale Figur, an der Sascha und ich unseren Halt fanden (hängen).
Das Holz ist vom Leben gezeichnet (danke Frank, daß Du Dich von dieser charismatischen Bohle getrennt hast) aber in seiner Grundsubstanz fest und unverwüstlich. Auf der rechten Tafel ist aus Glaszylindern ihr Sternbild Löwe stilisiert. Sie hatte sich mit ihrem Sternbild sehr identifiziert: die Stärke, der Mut, die Geschmeidigkeit, die sanften Pfoten, die aber auch Krallen besitzen, wenn man sie braucht... Auf meiner Festplatte schlummern Fotos aus aller Welt, auf denen sie sich mit Löwen ablichten liess (natürlich Plastiken).
Die Bohrung auf der linken Tafel ist noch eine Baustelle. Dort fehlt bislang eine Glasscheibe in der Farbe der Sterne, die die Sonne darstellen soll, mit der sie unser Leben erfüllt hat.
Im Inneren der Steinpackung verbergen sich bewegliche Elemente, die von Eingeweihten herausgezogen werden können. Darauf ist neben einem Porträt von ihr, das ich sehr mag, auch eine Lebensweisheit von ihr - in ihrer Handschrift - zu lesen. Die stilisierte Klaviatur verweist auf ihre Liebe zur Musik.
Der kleine Findling mit ihrem Namen im Vordergrund war bis zum Freitag ihr provisorischer Grabstein, der nur für den Übergang gedacht war. Es haben ihn aber inzwischen alle irgendwie ins Herz geschlossen und nun darf er liegenbleiben. Er bringt zudem eine helle Komponente ins Bild, die der Basalt nicht widerspiegelt, die für Tanja aber unbedingt zutreffend ist. Neben dem Schriftzug ist unten rechts ein Ginkgoblatt auf dem Stein angebracht, das natürlich ebenfalls einen tieferen Sinn für uns hat.
Das Wichtigste aber an diesem Denkmal, was man ihm leider nicht unbedingt ansehen kann, was aber seinen eigentlichen Wert ausmacht ist die Tatsache, daß viele Freunde, aber auch fremde Leute mit viel Freude und Herzblut daran mitgwirkt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt Frank, der immer zur Stelle war, wenn irgendwo die Säge klemmte und der mich in einer sehr netten Art immer auf den Teppich zurückgeholt hat, wenn ich mich zu verzetteln drohte.
Ein sehr wichtiger Helfer war Tanjas Kollege Burkhard, der auf seiner CAD-Station, die eigentlich ganz andere Dinge planen soll, die Detaillösungen erarbeitet hat. Clemens war der Besorger, Sponsor und zum Steinmetzbringer der Stahlplatte und wird seinen Beitrag eigentlich für garnicht erwähnenswert halten. Es gab Steinmetze und Tischler, die sich nach anfänglicher Verständnislosigkeit sehr für uns ins Zeug gelegt haben. Tanjas Fähigkeit, Leute zu vereinen ist durch ihren Tod nicht verschwunden. Ich danke allen, auch den Nichtgenannten, für diesen Liebesbeweis.

Natürlich werden wir uns am Mittwoch versammeln, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und an sie zu denken. Ich habe namentlich nur einige Freunde eingeladen von denen ich wußte, daß sie ohnehin kommen werden. Ich möchte aber alle, die auch im letzten Jahr an der Trauerfeier teilgenommen haben, ermutigen, am 08.07. ab 17.00 bei uns vorbeizuschauen. Es wird eine Feier im Stile Tanjas werden, die eine leidenschaftliche Gastgeberin war.

Freitag, 26. Juni 2009

Michael Jackson ist tot




Neben dem Medienrummel um das durchaus traurige Ereignis gerät diese Notiz leider in Abseits. Wir haben das Buch von Jerrie Nielsen damals verschlungen und viel Hoffnung daraus geschöpft.
Es ist nicht schlimm, daß Michael ihr heute die Show stiehlt. Sie konnte vielen Menschen etwas geben und wird deshalb nicht vergessen.

Dienstag, 23. Juni 2009

Entrollt


Vor einem Jahr wollten wir noch immer nicht wahrhaben, daß sich das Tempo in Richtung Endstation verschärfte. Wir hatten sommerliches Wetter und das Haus ständig voller Besuch. Wie mir heute klar ist, hat Tanja verstanden, daß ihr nicht mehr viel Zeit bleibt und deshalb hat sie voll auf die Tube gedrückt, wollte alles noch mitnehmen, was irgend geht. Hat trotz Schmerzen nur das Minimum an Morphium akzeptiert, um klar zu bleiben, um auch ja niemanden zu verpassen.
Die Gespräche dieser Wochen hätten für Jahre gereicht, aber wir mußten uns beeilen. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Ich hoffe, daß ich von ihrer Stärke ein Stück zurückbehalten konnte.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Leben

Heute früh wurde in der Tageszeitung schwarz auf weiß bestätigt, was mir gestern schon am Telefon berichtet wurde. Wolfgang K., ein Kollege aus dem Walzwerk, hat nun ebenfalls den Kampf gegen den Krebs verloren. Gerade einmal 59 Jahre alt ist er geworden.
Ich erwähne Wolfgang an dieser Stelle, weil Tanja viel mit ihm gesprochen hat, nachdem er seine Diagnose bekam. Sie hatte zu der Zeit, es muß irgendwann im Jahre 2006 oder 2007 gewesen sein, bereits zweimal erfolgreich die Hölle von Operation und Chemotherapie durchquert (1999 und 2005) und fühlte sich vollkommen gesund und fit. Die Nachsorgeuntersuchungen wurden inzwischen schon als ärgerliche Zeitverschwendung betrachtet und das Versorgungsamt kündigte an, ihren Behinderungsgrad zu reduzieren. (Das hat ihr zwar geschmeichelt, aber da eine Reduzierung auch den Wegfall einiger steuerlicher Begünstigungen zur Folge hat, hielt sich ihre Freude darüber in Grenzen).
Die Gewißheit, dem Schicksal bereits zweimal ein Schnippchen geschlagen zu haben, hatte ihr ein rundum positives Lebensgefühl beschert, das man ihr schon von weitem ansehen konnte. Sie hatte einen richtig ansteckenden Optimismus, mit dem sie auch Wolfgang infizieren und ihm viel von seiner Angst nehmen konnte.
Im August 2007 traf es Tanja dann wieder selbst. Die Krankheit hatte sich erneut bei ihr eingenistet. Sie wollte auf keinen Fall, daß Wolfgang etwas davon erfuhr, um sein Selbstvertrauen nicht zu erschüttern. Natürlich hat das nicht sehr lange funktioniert, denn es war abzusehen, daß er ihr irgendwann in der Tagesklinik begegnen würde.
Im letzten Jahr, als es Tanja schon ziemlich schlecht ging, lief er uns dann auch wirklich im Krankenhaus über den Weg. Er machte einen gesunden und zuversichtlichen Eindruck.
Nun also doch…
Laßt uns leben! Jetzt!

Mittwoch, 3. Juni 2009

Saftladen

Auf dem Heimweg bin ich heute an einem Erdbeer-Selbstpflück-Feld vorbeigekommen und habe, wie in den Jahren vorher sonst auch, ein Körbchen davon erstanden. Die Betonung liegt dabei auf "Körbchen", denn für Tanja mußte es immer ein bischen mehr sein.
Auch die Kirschbäume im Garten wurden immer sehnsüchtig beäugt, wann denn wohl die Früchte endlich einen akzeptabelen Rötungsgrad aufweisen würden.
Seit ein paar Tagen ist es nun wieder soweit. Die Stare haben anfangs noch verängstigt auf ihre Futterkonkurrentin gewartet, aber mittlerweile sind sie dreist geworden. Sie scheinen zu ahnen, daß ich mich mit den Kirschen an den unteren Zweigen begnügen werde.
Früchte waren Tanjas große Leidenschaft und neben der pflückfrischen Variante war sie auch von diversen Konservierungsarten überzeugt. Exponierte Plätze in ihrer Beliebtheitsskala belegten dabei Rezepte, bei denen mit viel Alkohol gearbeitet wurde: Rumtopf und mit Primasprit angesetzte Liköre.
Ihre ersten Erfahrungen mit hochprozentigen Kirschen aus häuslicher Likörproduktion machte sie bei einem meiner Schulfreunde. Arglos löffelte sie ein Kompottschälchen nach dem anderen leer und war ganz begeistert von diesen Früchten. Das Ergebnis war im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd und Tanja schwor tausend Schwüre, nie wieder Alkohol anzurühren, wenn ihr diesmal ausnahmsweise das Leben gelassen würde. Es war ein Meineid.
Den letzten Rumtopf haben wir im Sommer 2007 angesetzt. Zu meinem Geburtstag im November sollte er, wie üblich, angestochen werden. Tanja hatte wohl das Gewicht des Gefäßes etwas unterschätzt, als sie es vom Küchenschrank zu sich heranziehen wollte und bei erneutem, kräftigerem Ziehen kam der Topf ins Kippen und sein klebriger Inhalt ergoß sich über den Fußboden. Ein ganz kleiner Rest blieb uns erhalten- gerade genug für einen Eisbecher.
Ich erinnere mich nicht gern an meine Reaktion auf dieses Malheur.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Verhext



Hier, in Sichtweite des Brockens, ist auch noch Wochen nach der Walpurgisnacht ein reger Flugverkehr am Himmel über dem sagenumwobenen Berg zu beobachten. Der unbedarfte Tourist wird an Flugzeuge denken. Wir Harzer wissen es besser und ich bin ganz sicher, mindestens drei der „UFO-s“ genau erkannt zu haben. Es waren die Taffe Tanja , Bella Bettsi und Beauty Babsi auf ihren Besen. Da nicht vorausgesetzt werden kann, daß diese Damen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind, erkläre ich nachstehend die Zusammenhänge.
Tanja und ich waren begeisterte Geocacher (um jetzt nicht zu einer Erklärung in der Erklärung abschweifen zu müssen, mag sich der geneigte Leser bitte hier darüber informieren, was Geocaching ist. In der Beschreibung werden auch Begriffe erklärt, die ich im Folgenden benutzen werde.)
Zur Walpurgisnacht 2007 haben wir drei Hexen als Travelbugs in einen Cache in Brockennähe ausgesetzt, die, wie die Namen vielleicht vermuten ließen, jeweils eine Patin hatten, die im wahren Leben ein unzertrennliches Trio bildeten: Tanja, Bettina und Barbara.
Jede Hexe wurde mit einer Mission auf den Weg gebracht, die einen direkten Bezug zu der jeweiligen Patin hatte. Für die Taffe Tanja wurden Sibirien und Kanada als zu erreichendes Reiseziel angegeben, Bella Bettsi sollte sich für Schlösser und Parks interessieren und die damals etwas ratlose Beauty Babsi sollte sich beim Orakel von Delfi nach Alternativen erkundigen. Jährlich zur Walpurgisnacht sollte es in einem Cache im Harz ein Wiedersehen der drei Hexen geben. Soweit die Vorgaben.
Hier nun der Zwischenstand:
1. zu einem Zusammentreffen ist es bislang nie gekommen.
2. Bella Bettsi ist, nachdem sie zuvor lange Streckenrekordhalterin war, seit dem 15.03.08 in Ungarn verschollen. Selbst ein persönlicher Briefwechsel mit dem letzten Finder und das Versenden der Dog-Tag-Kopie führte nicht dazu, daß die Reise weitergehen konnte. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auf ihrem Fahrtenschreiber sind 1.632 km verbucht.
3. Beauty Babsi wurde anfangs kaum beachtet und schmorte ziemlich ausdauernd in ihrer jeweiligen Dose. Ob sie das Orakel von Delfi je erreichen wird, ist fraglich. Bisher dümpelte sie kreuz und quer durch Deutschland, ohne Griechenland auch nur ansatzweise nähergekommen zu sein. Momentan scheint es allerdings, als wäre das auch gar nicht mehr so dringend erforderlich, sich mysteriöse Ratschläge abzuholen. Sie hat mittlerweile 1.873 km auf dem Tacho und wartet aktuell in der Nähe von Dinslaken auf ihre Weiterbeförderung.
4. Einzig Taffe Tanja ist im Zielgebiet angekommen. An unserem 27. Hochzeitstag, dem 16. Mai wurde sie nach einer Reise von 850 km von British Columbia nach Edmonton in Alberta (Kanada) befördert.
Damit hat sie nunmehr insgesamt eine Strecke von 20.066 km zurückgelegt und kann so schnell nicht mehr eingeholt werden.

(Tanjas Route)

Ist das vielleicht eine Metapher dafür, daß sie uns nur voraus ist? Zu behaupten, daß sie ein Leben auf der Überholspur geführt habe, wäre sicher etwas zu überspitzt formuliert, aber sie hat keine Zeit verloren. Sie vermochte es, intensiv zu leben, sich über Kleinigkeiten zu freuen, ungeliebten Pflichten eine positive Seite abzugewinnen- kurz, den Tagen mehr Leben zu geben.
Das können wir von ihr lernen.

Dienstag, 12. Mai 2009

Ausgelöffelt


Der Wonnemonat ist schon ziemlich weit vorangeschritten… Wer jetzt meint, daß er genau diese Feststellung in diesem Blog schon einmal gelesen habe, der irrt sich nicht. Mit diesen Worten begann der Eintrag vom 12.Mai 2008.
Diesem Post möchte ich folgende Anekdote (?) hinzufügen:
Im Verlauf des damals geschilderten Garteneinsatzes wurde u.a. ein Magnolienstrauch gepflanzt. Tanja hatte sich schon immer eine Magnolie gewünscht und war bisher aber stets an meinem Vorsatz gescheitert, in unserem Garten nur einheimische Pflanzen zu dulden. Nun befand allerdings Frank, daß just ein Magnolienstrauch der ultimative Blickfang und –schutz in unserem Garten sei. (Ich hoffe, daß er bei diesem Vorschlag nicht befangen war.) Ich war also mit meinen Argumenten am Ende und muß gestehen, daß der Strauch mit seinen dunkelvioletten Blüten unserem Garten gut zu Gesicht steht.
Neben der Freude über ihre russische Pflaume, über die ich vor einem Jahr berichtete, empfand Tanja also auch eine berechtigte Genugtuung darüber, daß ich meinen Widerstand endlich aufgegeben hatte. Ihre Begeisterung gipfelte in dem Satz: „ Gerade jetzt, wo unser Garten endlich so schön aussieht, werde ich doch wohl den Löffel nicht abgeben!“
Interessiert es jemanden, daß es mir heute sehr leid tut, ihr diesen Wunsch so hartnäckig abgeschlagen zu haben?

Montag, 4. Mai 2009

Was läuft ?

Wer hin und wieder hier vorbeisurft, könnte meinen, hier laufe garnichts mehr.
Leider sprechen die Tatsachen für sich. Dieser virtuellen Baustelle von Tanjas Denkmal war jetzt lange Zeit nicht anzusehen, daß die Erinnerung an sie noch kein Stück verblaßt ist.
Hinter den Kulissen ist die Gestaltung des gegenständlichen Denkmals, nämlich des Grabsteins, jedoch ein beträchtliches Stück vorangekommen.
Ein hochglanzpoliertes schwarzes Monstrum aus chinesischer Massenproduktion stand von vornherein außer Frage. Für Tanja wollte ich ein Grabmal, daß irgendwie ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck bringt. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, Bildbände wälzte, im Internet recherchierte, auf Friedhöfen und in Parks nach Plastiken Ausschau hielt, desto mehr Ideen sind mir gekommen. Aber Phantasie und Realisierung sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Zusammen mit unserem Freund Frank inspizierten wir die Lagerbestände verschiedener Steinmetzbetriebe, um mit dem passenden Stein vor Augen mit der Detailplanung zu beginnen.
Dabei stießen wir auf eine von außen unscheinbare, aber von innen hightechmäßig ausgestattete Steinbearbeitungsfirma, deren Geschäftsführer auf sehr kreative Art und Weise auf unsere Wünsche eingehen und sogar noch Lösungen anbieten konnte, von denen wir bislang noch nichteinmal träumten. Mehr will ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Ich bin aber sehr optimistisch, daß Tanja das Denkmal bekommt, das sie verdient und daß es pünktlich zu Ihrem ersten Jahrestag an seinem Platz stehen wird.
Ein kurzer Blick hinter den Vorhang sei an dieser Stelle allerdings erlaubt. Das ist die aktuelle Ausgangsposition:

Dienstag, 24. Februar 2009

Rückblende

Beim "Gang" ins Archiv bin ich über diesen Eintrag gestolpert, den ich vor genau einem Jahr gemacht habe. War da die Welt noch in Ordnung ? In unseren Wünschen und Hoffnungen schon. Die Realität konnten wir ( vielleicht aber auch nur ich ?) noch ziemlich gut verdrängen.
In einem anderen Blog, den ich aktuell verfolge bin ich wieder auf ein Zitat gestoßen, das auch für uns zum Motto geworden war:
"Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben!"
Das ist nach wie vor richtig und so haben wir es auch gehalten. Und doch hätte das Leben ruhig mehr Tagen haben dürfen. Wir hätten auch sie noch mit sehr viel Leben füllen können. Es tröstet, ehrlich gesagt, nur schwach, daß wir die gemeinsame Zeit gut genutzt haben. Sie ist vorbei.
Trotzdem bleibt das Motto richtig und ich tue mein Bestes.
Otto hat es da etwas schwerer. Das Sofa steht im Wohnzimmer, das er nur noch in Ausnahmefällen betreten darf, denn er hat diese und andere Fragen schon mehrmals "richtig" beantwortet. Mit Tanja wurden ihm auch mindestens 80% Zuwendung genommen. So hatten sich die Verhältnisse eingestellt und meine Zeit ist nicht mehr geworden- im Gegenteil.
Unsere "Männer-WG" hat aber auch Vorteile. Ich kann immer auf die Katze verweisen, wenn unangemeldeter Besuch eine oberflächlich gesaugte Wohnung vorfindet.
Vielleicht sollte ich aber doch versuchen, auch den Tagen des alten Knaben mehr Leben zu spendieren? Wer weiß, wie viele es noch sind und dann begrüßt mich abends niemand mehr. Wenn das auch immer mit der lautstarken Forderung nach Futter verbunden ist- er ist eine lebendige Seele und ein Stück Erinnerung an Tage mit sehr viel Leben.

Sonntag, 8. Februar 2009

Katzen haben auch nur ein Leben

Heute ist es genau sieben Monate her, daß wir Tanja gehen lassen mußten. Die Zeit läuft scheinbar schneller. Zuerst habe ich die Tage gezählt, dann die Wochen und nun staune ich, daß schon wieder ein Monat vorüber ist.Beim Nachdenken über diese Zeit habe ich mich an der Zahl sieben festgebissen. Es hat mich nicht sehr verblüfft, daß mich Google mit Suchergebnissen zu diesem Thema überhäufte. Ich war weder der erste noch der siebte, für den diese Zahl eine Sonderstellung unter ihren Kolleginnen einnimmt. Wieso waren es ausgerechnet sieben Zwerge und nicht nur sechs Geislein? Weshalb müssen wir über sieben Brücken gehen und warum können wir nicht auch auf Wolke 12 schweben, wenn es uns besonders gut geht?Sieben Tage dauerte die Erschaffung der Welt, Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut und wer feinen Sand will, muß ebenfalls sieben.Nach endlosem Klicken von Link zu Link muß ich jedoch ernüchtert feststellen, dem Mythos nicht näher gekommen zu sein. Quer durch alle Zeiten, Kulturen und Religionen hat man die Sonderstellung dieser Zahl erkannt und versucht, ihr Geheimnis zu lüften. Mehr als eine große Faktensammlung ist dabei allerdings nicht herausgekommen. Die Idee, daß Katzen sieben Leben hätten fand ich sehr interessant, da Tanja Löwe war. Aber wann und wo hatte sie die anderen sechs verloren? Da wurde wohl einfach nur das Ergebnis eines Experimentes von New Yorker Tierärzten falsch interpretiert, die nachgewiesen hatten, daß Katzen eine größere Überlebenschance haben, wenn man sie aus dem Fenster des siebenten Stockes eines Hochhauses wirft, als aus einer niedrigeren Etage.Auch an das angeblich verflixte siebente Jahr habe ich keine ausdrücklich schlechte Erinnerung. Es bleibt die Erkenntnis, zu diesem Thema nichts Neues beisteuern zu können. Die Hoffnung, daß nach dem verflixten siebenten Monat alles besser werden könnte, begrabe ich hiermit. Es wird so lange dauern, wie es braucht.

Sonntag, 11. Januar 2009

bei Cäsar

Tanja hatte im November 2005 ihre zweite OP. Diese Tatsache an sich war ja schon ziemlich schlimm, wurde für sie jedoch noch von der Befürchtung übertroffen, daß wir aus diesem Grunde nicht im Dezember zum Cäsarkonzert nach Leipzig fahren könnten, für das wir schon lange die Karten hatten. Wer sie kannte, den wird es nicht weiter verwundern, daß wir am 17.12.2005 pünktlich zu Konzertbeginn in Leipzig im Anker standen. Mit der ihr eigenen Zähigkeit und Willenskraft hatte sie sich für den Abend fit gemacht und niemand hätte ihr angesehen, daß sie noch vor ein paar Tagen eine schwere Bauch-OP über sich ergehenlassen mußte.
Jedenfalls hatten sich die Mühen gelohnt. Cäsar spielte genial und schaffte es wie immer, auch seine Mitspieler zur Hochform anzutreiben.

Ja, so war das am 17.12.2005 im "Anker" in Leipzig





Am 7. Januar 2009 fand nun an gleicher Stelle wieder ein Konzert statt. Es erklangen viele der Lieder, die vor drei Jahren hier auch schon gespielt wurden.
Es war das Konzert zu Cäsars 60. Geburtstag, daß seine Freunde nun (fast) ohne ihn bestreiten mußten, da er selbst ebenfalls im letzten Herbst einem Krebsleiden erlag. Es war ein außergewöhnlich bewegender Abend mit großartigen Musikern, die alle ihr Bestes gaben. Und Cäsar spielte mit ihnen auf einer Videowand über der Bühne. Die Illusion war perfekt.
Es wurde aber auch klar, daß da wirklich eine Lücke bleibt. Auch wenn es die selben Lieder waren- einen Cäsar kann man nicht ersetzen. Man kann ihn stellenweise imitieren, aber es wird nie wie das Original sein. Cäsar wird in seinen Liedern weiterleben, auch wenn sie nun anders klingen.
Für Sascha und mich hat an diesem Abend natürlich nicht nur Cäsar gefehlt. Auch unsere Lieder klingen nun anders seitdem aus unserem Trio ein Duo geworden ist. Genausowenig wie Cäsar, kann man auch Tanja nicht ersetzen. Wir können nur unser Leben neu interpretieren.


Abschied heisst doch auch weitergehn.
Tränen hat die Trauer, aber auch das Glück...

(aus "Wandersmann", Gruppe Renft")





Mittwoch, 7. Januar 2009

С Рождеством Христовым – Frohe Weinachten !

Keine Angst, ich habe den Jahreswechsel nicht verschlafen. Nachdem hier solange Stillschweigen geherrscht hat, hätte man das allerdings durchaus vermuten können. Eigentlich wollte ich schon längst, wie alle wichtigen Onlinemedien, einen Jahresrückblick hier veröffentlichen.
Es sollte ein ganz besonders geistreicher (und auch ein wenig rührseliger) Beitrag werden.
Ich wollte darauf verweisen, daß in den veröffentlichten Aufzählungen der im Jahr 2008 verstorbenen Persönlichkeiten mindestens ein Name immer fehlt.
Nun, ich will die letzte Chance dazu heute nutzen, denn heute ist Weihnacht – russisch-orthodoxe Weihnacht und damit liege ich noch im Zeitplan.
Allerdings wird dieser Eintrag nun doch etwas nüchterner als ursprünglich beabsichtigt, denn was wäre aus der Chronik meines letzten Jahres hier noch von allgemeinem Interesse?
Den dramatischen Verlauf der ersten sieben Monate kann sich jeder noch einmal in Erinnerung rufen, in dem er einfach nach unten scrollt. Dazu gibt es nichts Neues zu schreiben.
Daß wir an der Situation noch mächtig zu kauen habe, ist sicher normal und auch nicht sehr spannend.
Vielleicht interessiert es jemanden, wie wir die Feiertage verbracht haben? Weihnachten und Jahreswechsel sind Ereignisse vor denen sich bestimmt jeder, der sie erstmals nach dem Verlust eines geliebten Menschen allein verbringen muß, mächtig fürchtet. Wir auch! („Wir“ das sind Sascha und ich).
Aber auch hierfür gilt: „Es wird nichts so heiß gegessen,…“.
Man ist ja gar nicht allein, jedenfalls nicht die meisten Menschen- und wir schon gar nicht.
Die Freunde und Verwandten, die uns in der schwersten Zeit begleitet haben, ließen uns auch diesmal nicht im Stich. Wir hatten soviel nette Einladungen, daß wir unsere Wohnung im Dezember über Wochen hätten vermieten können. Aber wir wollten die Familientraditionen fortsetzen und den Heiligabend begehen wie immer- nur eben jetzt zu zweit. Klar, so richtig toll war das nicht, aber wir haben das Beste daraus gemacht. Tanjas Rolle als Koch hat Sascha übernommen. Und wir haben es fast geschafft, alle Probleme genauso kreativ zu lösen wie in jenem Jahr, als wir den Ladenschluß verpennt haben und die Weihnachtseinkäufe an der Tankstelle machen mußten.
Das mit dem Verschlafen hat schon mal wunderbar geklappt. Allerdings entschied sich Sascha nach dem Download des Rezeptes für „Rehbraten nach fränkischer Art“ (keine Ahnung wieso ausgerechnet nach fränkischer Art) am frühen Spätnachmittag dafür, lieber unwesentliche Komponenten wegzulassen bzw. mit vorhandenen Zutaten zu substituieren, als an den Tankstellen danach zu suchen. Scheinbar war er beim Durchlesen des Rezeptes so von der Anweisung fasziniert, das Tier regelmäßig mit Rotwein zu übergießen, daß er den Rest des Textes einfach übersehen hat. Ein paar Flaschen später war das Fleisch dann auch wirklich butterweich. Offenbar hatte er erwartet, daß sich der Wein letztendlich irgendwie von selbst in Soße verwandeln würde, der man dann bloß noch mit Soßenbinder die nötige Konsistenz verleihen müßte. Keine Ahnung, was die Franken sonst für Soße essen. Bei uns gab es eine Art angedickten Glühwein mit leichtem Reh(?)-geschmack.
In der Kombination mit Rotkohl und Klößen war es trotz allem ein ausgesprochen leckerer Festtagsbraten.
Ganz wie in den Jahren zuvor haben wir die Bescherung zelebriert. Spätestens dabei haben wir gemerkt, daß uns von den Klößen wohl etwas im Halse steckengeblieben sein mußte.
Danach sind wir allerdings vom Standardprogramm abgewichen. Normalerweise hat sich Sascha sonst immer nach dem „offiziellen Teil“ verabschiedet, um mit seinen Freunden weiterzufeiern. Diesmal klingelte es bei uns. Gerd und Heike hatten vorsorglich beschlossen, uns ein wenig aufzumuntern. Das gelang ihnen auch bis gegen 2.00 Uhr ganz gut.
Den ersten Feiertag wollten wir dazu benutzen, für Tanja eine Kerze in der russisch-orthodoxen Kirche in Gifhorn anzuzünden. In Gifhorn war es sehr schön. Die russisch-orthodoxe Kirche reagierte auf unser christliches Weihnachtsfest allerdings mit Geschlossenheit. Weihnachten ist schließlich erst heute.
In meinem Bericht bin ich jetzt am Mittag des ersten Feiertages angekommen. Seid froh, daß ich auf einen kompletten Jahresrückblick verzichte. Ich springe noch ganz kurz zu Silvester und dann seid Ihr erlöst.
Silvester beginnt obligatorisch mit einem Silvesterlauf. Das war auch diesmal so. Früher habe ich mich dann immer beeilt, nach Hause zu kommen- diesmal nicht. Ich habe, im Gegenteil, zunächst bei Freunden, die nahe am Start- und Zielgebiet wohnen, fremdgeduscht und mich dann auch noch zum Mittagessen einladen lassen. Ihr merkt- schon wieder keine Zeit zu individueller Trübsal.
Um am Silvesterabend nicht unangemessen fröhlich feiern zu müssen, bin ich mit Freunden am Abend zu einer Brockenbesteigung aufgebrochen. Der Weg dorthin führte am Friedhof vorbei und da Tanja keine Böller mochte, haben wir ihr wenigstens ein paar Kerzen angezündet. (Früher galt es nach Kindergeburtstagen immer als Mutprobe auf den dunklen Friedhof zu gehen. Durch Tanja hat dieser Ort jetzt seinen Schrecken verloren.)
Der anschließende Aufstieg war sehr beeindruckend. Es war eine rabenschwarze, klare Nacht mit einem wunderschönen Sternenhimmel- und von irgendwo dort oben hat Tanja garantiert zu uns heruntergeschaut.
Mit einem schönen Blick auf die Feuerwerke in den Orten am Fuße des Brockens und einem Glas Sekt haben wir das Jahr verabschiedet, daß uns soviel Kummer, aber gleichzeitig auch soviel Wärme und Optimismus beschert hat.
Nun ist das neue Jahr schon eine Woche alt. Ich habe diese Woche dazu benutzt, die Renovierung unseres Schlafzimmers vorzubereiten. Für mich ist das der erste wirkliche Schritt in ein neues Leben, das ich nun ohne Tanja leben muß. Und es wird trotzdem schön sein. Etwas anderes hätte sie nicht gewollt.
С Рождеством Христовым