Freitag, 26. Juni 2009

Michael Jackson ist tot




Neben dem Medienrummel um das durchaus traurige Ereignis gerät diese Notiz leider in Abseits. Wir haben das Buch von Jerrie Nielsen damals verschlungen und viel Hoffnung daraus geschöpft.
Es ist nicht schlimm, daß Michael ihr heute die Show stiehlt. Sie konnte vielen Menschen etwas geben und wird deshalb nicht vergessen.

Dienstag, 23. Juni 2009

Entrollt


Vor einem Jahr wollten wir noch immer nicht wahrhaben, daß sich das Tempo in Richtung Endstation verschärfte. Wir hatten sommerliches Wetter und das Haus ständig voller Besuch. Wie mir heute klar ist, hat Tanja verstanden, daß ihr nicht mehr viel Zeit bleibt und deshalb hat sie voll auf die Tube gedrückt, wollte alles noch mitnehmen, was irgend geht. Hat trotz Schmerzen nur das Minimum an Morphium akzeptiert, um klar zu bleiben, um auch ja niemanden zu verpassen.
Die Gespräche dieser Wochen hätten für Jahre gereicht, aber wir mußten uns beeilen. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Ich hoffe, daß ich von ihrer Stärke ein Stück zurückbehalten konnte.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Leben

Heute früh wurde in der Tageszeitung schwarz auf weiß bestätigt, was mir gestern schon am Telefon berichtet wurde. Wolfgang K., ein Kollege aus dem Walzwerk, hat nun ebenfalls den Kampf gegen den Krebs verloren. Gerade einmal 59 Jahre alt ist er geworden.
Ich erwähne Wolfgang an dieser Stelle, weil Tanja viel mit ihm gesprochen hat, nachdem er seine Diagnose bekam. Sie hatte zu der Zeit, es muß irgendwann im Jahre 2006 oder 2007 gewesen sein, bereits zweimal erfolgreich die Hölle von Operation und Chemotherapie durchquert (1999 und 2005) und fühlte sich vollkommen gesund und fit. Die Nachsorgeuntersuchungen wurden inzwischen schon als ärgerliche Zeitverschwendung betrachtet und das Versorgungsamt kündigte an, ihren Behinderungsgrad zu reduzieren. (Das hat ihr zwar geschmeichelt, aber da eine Reduzierung auch den Wegfall einiger steuerlicher Begünstigungen zur Folge hat, hielt sich ihre Freude darüber in Grenzen).
Die Gewißheit, dem Schicksal bereits zweimal ein Schnippchen geschlagen zu haben, hatte ihr ein rundum positives Lebensgefühl beschert, das man ihr schon von weitem ansehen konnte. Sie hatte einen richtig ansteckenden Optimismus, mit dem sie auch Wolfgang infizieren und ihm viel von seiner Angst nehmen konnte.
Im August 2007 traf es Tanja dann wieder selbst. Die Krankheit hatte sich erneut bei ihr eingenistet. Sie wollte auf keinen Fall, daß Wolfgang etwas davon erfuhr, um sein Selbstvertrauen nicht zu erschüttern. Natürlich hat das nicht sehr lange funktioniert, denn es war abzusehen, daß er ihr irgendwann in der Tagesklinik begegnen würde.
Im letzten Jahr, als es Tanja schon ziemlich schlecht ging, lief er uns dann auch wirklich im Krankenhaus über den Weg. Er machte einen gesunden und zuversichtlichen Eindruck.
Nun also doch…
Laßt uns leben! Jetzt!

Mittwoch, 3. Juni 2009

Saftladen

Auf dem Heimweg bin ich heute an einem Erdbeer-Selbstpflück-Feld vorbeigekommen und habe, wie in den Jahren vorher sonst auch, ein Körbchen davon erstanden. Die Betonung liegt dabei auf "Körbchen", denn für Tanja mußte es immer ein bischen mehr sein.
Auch die Kirschbäume im Garten wurden immer sehnsüchtig beäugt, wann denn wohl die Früchte endlich einen akzeptabelen Rötungsgrad aufweisen würden.
Seit ein paar Tagen ist es nun wieder soweit. Die Stare haben anfangs noch verängstigt auf ihre Futterkonkurrentin gewartet, aber mittlerweile sind sie dreist geworden. Sie scheinen zu ahnen, daß ich mich mit den Kirschen an den unteren Zweigen begnügen werde.
Früchte waren Tanjas große Leidenschaft und neben der pflückfrischen Variante war sie auch von diversen Konservierungsarten überzeugt. Exponierte Plätze in ihrer Beliebtheitsskala belegten dabei Rezepte, bei denen mit viel Alkohol gearbeitet wurde: Rumtopf und mit Primasprit angesetzte Liköre.
Ihre ersten Erfahrungen mit hochprozentigen Kirschen aus häuslicher Likörproduktion machte sie bei einem meiner Schulfreunde. Arglos löffelte sie ein Kompottschälchen nach dem anderen leer und war ganz begeistert von diesen Früchten. Das Ergebnis war im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd und Tanja schwor tausend Schwüre, nie wieder Alkohol anzurühren, wenn ihr diesmal ausnahmsweise das Leben gelassen würde. Es war ein Meineid.
Den letzten Rumtopf haben wir im Sommer 2007 angesetzt. Zu meinem Geburtstag im November sollte er, wie üblich, angestochen werden. Tanja hatte wohl das Gewicht des Gefäßes etwas unterschätzt, als sie es vom Küchenschrank zu sich heranziehen wollte und bei erneutem, kräftigerem Ziehen kam der Topf ins Kippen und sein klebriger Inhalt ergoß sich über den Fußboden. Ein ganz kleiner Rest blieb uns erhalten- gerade genug für einen Eisbecher.
Ich erinnere mich nicht gern an meine Reaktion auf dieses Malheur.