Mittwoch, 3. Juni 2009

Saftladen

Auf dem Heimweg bin ich heute an einem Erdbeer-Selbstpflück-Feld vorbeigekommen und habe, wie in den Jahren vorher sonst auch, ein Körbchen davon erstanden. Die Betonung liegt dabei auf "Körbchen", denn für Tanja mußte es immer ein bischen mehr sein.
Auch die Kirschbäume im Garten wurden immer sehnsüchtig beäugt, wann denn wohl die Früchte endlich einen akzeptabelen Rötungsgrad aufweisen würden.
Seit ein paar Tagen ist es nun wieder soweit. Die Stare haben anfangs noch verängstigt auf ihre Futterkonkurrentin gewartet, aber mittlerweile sind sie dreist geworden. Sie scheinen zu ahnen, daß ich mich mit den Kirschen an den unteren Zweigen begnügen werde.
Früchte waren Tanjas große Leidenschaft und neben der pflückfrischen Variante war sie auch von diversen Konservierungsarten überzeugt. Exponierte Plätze in ihrer Beliebtheitsskala belegten dabei Rezepte, bei denen mit viel Alkohol gearbeitet wurde: Rumtopf und mit Primasprit angesetzte Liköre.
Ihre ersten Erfahrungen mit hochprozentigen Kirschen aus häuslicher Likörproduktion machte sie bei einem meiner Schulfreunde. Arglos löffelte sie ein Kompottschälchen nach dem anderen leer und war ganz begeistert von diesen Früchten. Das Ergebnis war im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd und Tanja schwor tausend Schwüre, nie wieder Alkohol anzurühren, wenn ihr diesmal ausnahmsweise das Leben gelassen würde. Es war ein Meineid.
Den letzten Rumtopf haben wir im Sommer 2007 angesetzt. Zu meinem Geburtstag im November sollte er, wie üblich, angestochen werden. Tanja hatte wohl das Gewicht des Gefäßes etwas unterschätzt, als sie es vom Küchenschrank zu sich heranziehen wollte und bei erneutem, kräftigerem Ziehen kam der Topf ins Kippen und sein klebriger Inhalt ergoß sich über den Fußboden. Ein ganz kleiner Rest blieb uns erhalten- gerade genug für einen Eisbecher.
Ich erinnere mich nicht gern an meine Reaktion auf dieses Malheur.

3 Kommentare:

Heike hat gesagt…

Lieber Thomas.

Es gibt so viele Dinge, die man lieber ungeschehen machen würde. Doch so ist es nun mal. Man ist ein Mensch. Mit all seinen Vorzügen, aber auch Verfehlungen.
Weißt du, ich bin sicher, dass jeder Mensch, der nahe genug an "einem dran" ist, genau weiß, dass es lediglich nur eine "Verfehlung" war. Es ist ganz gleich, ob es da etwas gab, was man lieber ungeschehen machen würde. Der dich liebende Mensch weiß, warum er dich liebt.

Auch über das Leben hinaus.

Viele Grüße
Heike

Thomas hat gesagt…

@ Heike: Das ist im Wesentlichen wohl richtig. Es gibt Dinge, die zu dem Zeitpunkt, zu dem man sie tut, vernünftig erscheinen und die sich erst später als Irrtum erweisen. Vor solchen Fehlern sind wir auch künftig nicht gefeit.Es gibt allerdings auch Dinge, die man mit etwas Aufmerksamkeit sofort als Lappalie erkennen kann und mit denen man sich unnütz das Leben erschwert. Es ist schade um jede Minute, die man auf solchen Nebenschauplätzen vergeudet.

Sanja hat gesagt…

Hallo Thomas!

Sehe einfach so wie mit dem Tanzen oder dem Hut.Du weißt schon was ich meine :)) Man kann nur daraus lernen. Nächstes Mal wirst du einfach nur darüber lachen!!

Sanja