16. November 2008
Da ist er nun also, mein erster Geburtstag nach der neuen Zeitrechnung. Die Bedeutung dieses Tages für mich hat sich im Leben mehrmals verändert. In der Kindheit war er ein riesiges Ereignis und in der Nacht davor konnte ich vor Aufregung meist kaum schlafen. In späteren Jahren war es ein Tag, der einfach Anlass für eine Fete mit Freunden bot. Die waren zwar immer toll- aber sie hätten dieses Anlasses nicht unbedingt bedurft. Wir hätten auch einen anderen gefunden.
Erst durch Dich hat mein Geburtstag wieder an Bedeutung gewonnen. Es fing immer damit an, dass Du, die Langschläfer- und Schlafgenießerin in Person, Stunden vor dem offiziellen Wecksignal leise aus dem Bett krabbeltest- in der Meinung, dass ich noch schliefe und nichts mitbekäme. Für mich dauerte es dann immer eine Ewigkeit, bis der Radiowecker ansprang und ich endlich aufstehen durfte. Du hattest in dieser Zeit einen liebevollen Geburtstagstisch gezaubert- mit Blumen, Kerzen, Sekt und freutest Dich diebisch, dass es Dir wieder gelungen war, das von mir unbemerkt hinbekommen zu haben. Jahr um Jahr das gleiche, schöne Ritual. Deine Geschenke haben mich dann aber wirklich immer fast vom Hocker gehauen. Sie waren mit soviel Bedacht und Liebe ausgewählt und immer etwas Besonderes. Vor einigen Jahren z.B. die Karten für die AIDS-Gala. Du hattest alles lange vorher ausgeheckt- wie Ihr mich ins Auto bekommen und widerstandslos zu einem unbekannten Ziel befördern könnt, dass dann zunächst ein ziemlich heruntergekommenes Hotel in Berlin war (Rudi hatte die Kosten optimiert). Letztendlich fanden wir uns im feinen Zwirn im Opernhaus wieder, wo sich ein hochkarätiges Publikum von Loriot durch einen gigantischen Konzertabend moderieren ließ. Anschließend mischten wir uns unter die Creme de la Creme und waren für ein paar Stunden Teil einer Glamourwelt, die man sonst nur vom Fernsehen kennt. Hier warst Du in Deinem Element meine liebe „Dame vonne Welt“. Dem Starvisagisten, der an diesem Abend der Hautevolee kostenlos die Lidstriche nachzog und die Nasen puderte war anzusehen, wie er ins Grübeln kam, als Du ihm auf die Frage hin, wer Du seiest, ohne mit der Wimper zu zucken antwortetest „Fürstin Tatjana von Stapelburg“. An diesem Abend und in diesen Kreisen lag das durchaus im Bereich des Möglichen und er gab sich alle Mühe, seine Unkenntnis von der Existenz einer solchen Fürstin zu überspielen. Es war jedenfalls ein beeindruckender und schöner Abend in dieser fremden Welt und ich möchte mich noch nachträglich dafür entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis ich diesen Abend genießen konnte, weil ich bis dahin viel zu viel Energie in den Gedanken verwandte, dass wir uns das alles eigentlich gar nicht leisten können. Es war so klug von Dir, uns solche unvergesslichen Momente im Leben zu bereiten und ich weiß nicht, ob ich es in dem Maße geschafft habe, Dich meinen Dank und meine Bewunderung für Dich spüren zu lassen, wie ich es gern getan hätte. Aber eigentlich bin ich mir sicher, dass Du empfunden hast, wofür mir die Worte fehlten.
Heute ist Sonntag und die Uhr zeigt gerade 6:00.
Um 13:00 treffe ich mich mit meinen Geburtstagsgästen, unseren Freunden, am Blochhauer. Wir wollen durch unsere herrliche Landschaft, die Du auch so gemocht hast, zu Dir wandern, um Dich wenigstens auf diese Art bei uns zu haben. Anschließend fahren wir zu uns nach Hause und werden Geburtstag feiern. Ich weiß, dass ich Deine Festtafeln nicht toppen kann, aber ich habe mir alle Mühe gegeben und ich hoffe, dass es ein schöner Abend wird.
Also bis nachher nenangladnaja. Leider brauch ich Dich nun nicht mehr zur Eile antreiben, damit wir pünktlich sind.
1 Kommentar:
Hallo Thomas..
Ich habe grade diesen Blog von vorne bis hinten gelesen und könnte heulen. Das was euch da wiederfahren ist ist so grausam und schön zugleich: Grausam, dass Tanja aus eurer Mitte gerissen wurde einerseits, schön, dass sie da war und dir so viele schöne Situationen bereitet hat andererseits. Sie scheint eine wirklich starke und liebenswürdige Person gewesen zu sein!
Es ist immer schlimm, wenn man einen geliebten menschen verliert, aber irgendwie lebt er auch immer in uns weiter. In Dingen die wir tun, an die wir uns erinnern und die wir fühlen.
Ich wünsche dir alles, alles Gute!
LG
Schnuti
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