Dienstag, 14. Dezember 2010

Otto- in memoriam



Nun hat er es geschafft. Tanjas kuscheliger Gefährte ist jetzt bei ihr.
Er hat uns in den letzten Wochen ziemliche Sorgenfalten auf die Stirn getrieben.
Unser Nimmersatt hatte plötzlich den Appetit und jegliches Interesse an seiner Umwelt verloren.
Der Tierarzt machte uns nicht viel Hoffnung, wollte aber trotzdem mit einem Antibiotikum versuchen, dem Verfall noch einmal Paroli zu bieten.
Otto erwies sich als echter Kämpfer. Am Sonntag forderte er sogar, so wie wir es über 15 Jahre von ihm gewohnt waren, mit lautem Protest wieder sein Futter und wir begannen schon zu überlegen, wann wir seinen Status vom Premiumpatienten wieder in den eines nomalen Haus- und Hofkaters überführen könnten.
Dazu ist es nun nicht mehr gekommen. Gestern hat unser Stubentiger sein irdisches Revier verlassen.

Ich war nicht begeistert, als er damals mit demokratischer Mehrheit als Halbstarker bei uns einziehen durfte. Er hat auch wirklich alle Dinge verbrochen, mit denen ich gegen seine Familienmitgliedschaft argumentierte: Er zerfetzte Gardinen, er stahl unsere Lebensmittel, er benutzte den Teppich und andere dafür nicht vorgesehene Stellen unserer Wohnung als Katzenklo, er vertrieb tierhaarallergische Freunde aus dem Haus und kannte auch kein Mitleid, wenn sie selbst bei ungemütlichem Wetter auf dem Hof zelten mussten. Die Liste seiner Missetaten ließe sich noch endlos fortsetzen.
Auf der Habenseite sieht es quantitativ dagegen bescheiden aus. Er hat in seiner Jugend immer mal Mäuse gefangen und vor die Tür gelegt. Das war zwar nett, aber wer weiß, ob es immer unsere Mäuse waren und ob sie überhaupt eine echte Bedrohung für uns dargestellt haben. Den Maulwurf dagegen, den ich gern losgeworden wäre, den ließ er ungeschoren. Einen weiteren Pluspunkt bin ich bereit ihm anzurechnen für seinen Einsatz bei der Vertreibung von Katzen mit Migrationsabsichten. Bis zum letzten Frühjahr war er der Chef im Gelände und wusste wirksam zu verhindern, was wir dann nach seiner Pensionierung ständig auf den Beeten fanden. Dafür einen ausdrücklichen Dank, Otto !!
Sein größtes Talent lag aber wohl doch auf medizinischem Gebiet. Besonders Tanja schwor auf therapeutisches Kuscheln mit ihrem „Pelzgesicht“ auf der Couch. Allein durch friedliches Schnurren im Schlaf gelang es ihm, Wohlbehagen zu verbreiten. Ich habe das lange geübt und habe es dabei, meiner Meinung nach, auch zu einer gewissen Perfektion gebracht. Leider durfte ich dieses Talent nie richtig ausleben, da der „Pelzarsch“ immer schon voll am Schnurren war, wenn ich erst von der Arbeit kam.
Nun hat er die Couch geräumt und ich könnte den Job endlich übernehmen. Aber es will sich keine Freude darüber einstellen. So sehr ich oftmals über seine Missetaten verärgert war, so sehr fehlt er mir jetzt.
Machs gut, kleiner Kumpel ! Deine Sünden sind Dir nun vergeben. Falls Katzen in den Himmel kommen, dann freut sich dort jetzt jemand sehr über Dich. Schnurre ihr einen Gruß ins Ohr und sage ihr, dass es mir gut geht.
Ich habe hier noch zu tun.

Otto? Fand ich gut!!

P.S. Und sag ihr bitte auch, daß Sascha jetzt auf einem guten Weg ist. Sie wird es wissen. Aber trotzdem...