Mittwoch, 20. Mai 2009

Verhext



Hier, in Sichtweite des Brockens, ist auch noch Wochen nach der Walpurgisnacht ein reger Flugverkehr am Himmel über dem sagenumwobenen Berg zu beobachten. Der unbedarfte Tourist wird an Flugzeuge denken. Wir Harzer wissen es besser und ich bin ganz sicher, mindestens drei der „UFO-s“ genau erkannt zu haben. Es waren die Taffe Tanja , Bella Bettsi und Beauty Babsi auf ihren Besen. Da nicht vorausgesetzt werden kann, daß diese Damen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind, erkläre ich nachstehend die Zusammenhänge.
Tanja und ich waren begeisterte Geocacher (um jetzt nicht zu einer Erklärung in der Erklärung abschweifen zu müssen, mag sich der geneigte Leser bitte hier darüber informieren, was Geocaching ist. In der Beschreibung werden auch Begriffe erklärt, die ich im Folgenden benutzen werde.)
Zur Walpurgisnacht 2007 haben wir drei Hexen als Travelbugs in einen Cache in Brockennähe ausgesetzt, die, wie die Namen vielleicht vermuten ließen, jeweils eine Patin hatten, die im wahren Leben ein unzertrennliches Trio bildeten: Tanja, Bettina und Barbara.
Jede Hexe wurde mit einer Mission auf den Weg gebracht, die einen direkten Bezug zu der jeweiligen Patin hatte. Für die Taffe Tanja wurden Sibirien und Kanada als zu erreichendes Reiseziel angegeben, Bella Bettsi sollte sich für Schlösser und Parks interessieren und die damals etwas ratlose Beauty Babsi sollte sich beim Orakel von Delfi nach Alternativen erkundigen. Jährlich zur Walpurgisnacht sollte es in einem Cache im Harz ein Wiedersehen der drei Hexen geben. Soweit die Vorgaben.
Hier nun der Zwischenstand:
1. zu einem Zusammentreffen ist es bislang nie gekommen.
2. Bella Bettsi ist, nachdem sie zuvor lange Streckenrekordhalterin war, seit dem 15.03.08 in Ungarn verschollen. Selbst ein persönlicher Briefwechsel mit dem letzten Finder und das Versenden der Dog-Tag-Kopie führte nicht dazu, daß die Reise weitergehen konnte. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auf ihrem Fahrtenschreiber sind 1.632 km verbucht.
3. Beauty Babsi wurde anfangs kaum beachtet und schmorte ziemlich ausdauernd in ihrer jeweiligen Dose. Ob sie das Orakel von Delfi je erreichen wird, ist fraglich. Bisher dümpelte sie kreuz und quer durch Deutschland, ohne Griechenland auch nur ansatzweise nähergekommen zu sein. Momentan scheint es allerdings, als wäre das auch gar nicht mehr so dringend erforderlich, sich mysteriöse Ratschläge abzuholen. Sie hat mittlerweile 1.873 km auf dem Tacho und wartet aktuell in der Nähe von Dinslaken auf ihre Weiterbeförderung.
4. Einzig Taffe Tanja ist im Zielgebiet angekommen. An unserem 27. Hochzeitstag, dem 16. Mai wurde sie nach einer Reise von 850 km von British Columbia nach Edmonton in Alberta (Kanada) befördert.
Damit hat sie nunmehr insgesamt eine Strecke von 20.066 km zurückgelegt und kann so schnell nicht mehr eingeholt werden.

(Tanjas Route)

Ist das vielleicht eine Metapher dafür, daß sie uns nur voraus ist? Zu behaupten, daß sie ein Leben auf der Überholspur geführt habe, wäre sicher etwas zu überspitzt formuliert, aber sie hat keine Zeit verloren. Sie vermochte es, intensiv zu leben, sich über Kleinigkeiten zu freuen, ungeliebten Pflichten eine positive Seite abzugewinnen- kurz, den Tagen mehr Leben zu geben.
Das können wir von ihr lernen.

Dienstag, 12. Mai 2009

Ausgelöffelt


Der Wonnemonat ist schon ziemlich weit vorangeschritten… Wer jetzt meint, daß er genau diese Feststellung in diesem Blog schon einmal gelesen habe, der irrt sich nicht. Mit diesen Worten begann der Eintrag vom 12.Mai 2008.
Diesem Post möchte ich folgende Anekdote (?) hinzufügen:
Im Verlauf des damals geschilderten Garteneinsatzes wurde u.a. ein Magnolienstrauch gepflanzt. Tanja hatte sich schon immer eine Magnolie gewünscht und war bisher aber stets an meinem Vorsatz gescheitert, in unserem Garten nur einheimische Pflanzen zu dulden. Nun befand allerdings Frank, daß just ein Magnolienstrauch der ultimative Blickfang und –schutz in unserem Garten sei. (Ich hoffe, daß er bei diesem Vorschlag nicht befangen war.) Ich war also mit meinen Argumenten am Ende und muß gestehen, daß der Strauch mit seinen dunkelvioletten Blüten unserem Garten gut zu Gesicht steht.
Neben der Freude über ihre russische Pflaume, über die ich vor einem Jahr berichtete, empfand Tanja also auch eine berechtigte Genugtuung darüber, daß ich meinen Widerstand endlich aufgegeben hatte. Ihre Begeisterung gipfelte in dem Satz: „ Gerade jetzt, wo unser Garten endlich so schön aussieht, werde ich doch wohl den Löffel nicht abgeben!“
Interessiert es jemanden, daß es mir heute sehr leid tut, ihr diesen Wunsch so hartnäckig abgeschlagen zu haben?

Montag, 4. Mai 2009

Was läuft ?

Wer hin und wieder hier vorbeisurft, könnte meinen, hier laufe garnichts mehr.
Leider sprechen die Tatsachen für sich. Dieser virtuellen Baustelle von Tanjas Denkmal war jetzt lange Zeit nicht anzusehen, daß die Erinnerung an sie noch kein Stück verblaßt ist.
Hinter den Kulissen ist die Gestaltung des gegenständlichen Denkmals, nämlich des Grabsteins, jedoch ein beträchtliches Stück vorangekommen.
Ein hochglanzpoliertes schwarzes Monstrum aus chinesischer Massenproduktion stand von vornherein außer Frage. Für Tanja wollte ich ein Grabmal, daß irgendwie ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck bringt. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, Bildbände wälzte, im Internet recherchierte, auf Friedhöfen und in Parks nach Plastiken Ausschau hielt, desto mehr Ideen sind mir gekommen. Aber Phantasie und Realisierung sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Zusammen mit unserem Freund Frank inspizierten wir die Lagerbestände verschiedener Steinmetzbetriebe, um mit dem passenden Stein vor Augen mit der Detailplanung zu beginnen.
Dabei stießen wir auf eine von außen unscheinbare, aber von innen hightechmäßig ausgestattete Steinbearbeitungsfirma, deren Geschäftsführer auf sehr kreative Art und Weise auf unsere Wünsche eingehen und sogar noch Lösungen anbieten konnte, von denen wir bislang noch nichteinmal träumten. Mehr will ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Ich bin aber sehr optimistisch, daß Tanja das Denkmal bekommt, das sie verdient und daß es pünktlich zu Ihrem ersten Jahrestag an seinem Platz stehen wird.
Ein kurzer Blick hinter den Vorhang sei an dieser Stelle allerdings erlaubt. Das ist die aktuelle Ausgangsposition: