Donnerstag, 25. März 2010

Vom Eise befreit



Ja, der Osterspaziergang. Nächste Woche ist er wieder fällig. Sicher wird er hier vorbeiführen.
... im Tale grünet Hoffnungsglück.

Freitag, 5. März 2010

Ruhestand


Beim Lesen der kleinen Pressenotiz hatte ich wieder alles ganz deutlich vor Augen: den engen Flur, auf dem die Patienten auf ihre Untersuchung bzw. auf ihre Einladung zur Chemotherapie warteten, die geschäftigen Schwestern, die Infusionen legten, mit Blutproben ins Labor eilten, die Taxifahrer, die ihre "Schäfchen" nach der Therapie wieder abholten... Es war ein Kollektiv, dem man lieber nicht angehört hätte. Zu sehr von ihrer Krankheit gezeichnet waren manche, als daß man sich unbefangen in ihrer Nähe aufhalten konnte. Die ersten Besuche in der Tagesklinik kamen uns vor, wie Stippvisiten im Gruselkabinett. Es konnte nicht sein, daß Tanja irgendwann eine von ihnen sein sollte.
Die erfolgreiche Behandlung seit ihrer ersten Operation 1999 bestärkte uns in unserem Glauben. Tanja war zwar regelmäßiger Gast in der Tagesklinik, wurde aber nach jeder Untersuchung mit der Auskunft entlassen, daß alles in Ordnung sei, der Krebs wäre besiegt. Es war wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel, als im Herbst 2005 ein neuer Tumor festgestellt wurde. Zähneknirschend aber nicht verzweifelt nahm Tanja alle daraus resultierenden Konsequenzen in Kauf. Ertrug die Operation und alle Nebenwirkungen der anschließenden Chemotherapie mit stoischer Gelassenheit und Optimismus. Auch jetzt fühlte sie sich lediglich als Gast in der Tagesklinik, gehörte nicht zu den grau/gelbhäutigen, ausgemergelten Todeskandidaten.
Nach der letzten Diagnose im August 2007 nahm das Schrillen der Alarmglocken das erste Mal einen Klang an, den wir so noch nicht kannten. Bei ihrer Verkündung hatte der sonst so sachliche und nüchterne Dr. Wilhelm Probleme, seiner Stimme die gewohnte Festigkeit zu verleihen. Tanja, inzwischen eine "erfahrene" Krebspatientin war sicher, daß alles laufen würde "wie immer".
So lief es aber diesmal nicht! Bei ihren letzten Besuchen in der Klinik wünschten wir uns, daß sie inmitten der anderen Patienten auf dem Flur hätte warten können. Sie war inzwischen so geschwächt, daß sie ohne Wartezeit in ein Extrazimmer durchgewunken wurde, wo sie erschöpft von ein paar Minuten Autofahrt meistens gleich einschlief. Herr Dr. Wilhelm hatte die Dramatik der Situation also von Anfang an richtig erkannt. Um so anerkennenswerter ist es, wie er uns in unserem verzweifelten Bemühen um einen Ausweg aus dem Schlamassel unterstützte. Jedes noch so abenteuerliche Therapieversprechen aus dem Internet hat er uns nicht nur geduldig erläutert sondern hat für uns auch noch Termine gemacht und Arztbriefe geschrieben, damit wir auch wirklich sicher sein konnten, keine Chance ausgelassen zu haben. Wir fühlten uns bei ihm zu jeder Zeit in sehr guten Händen. Ich bin sicher, daß keine Erkenntnis der damals aktuellen Schulmedizin nicht in Betracht gezogen wurde. Es war eine äußerst gute Zusammenarbeit, die man nur jedem Patienten wünschen kann.
Nun hat er also den Staffelstab übergeben. Seine Nachfolger haben wir auch noch als engagierte und kompetente Ärzte kennenglernt. Trotzdem wird das Fehlen seiner riesigen beruflichen Erfahrung spürbar sein.
Ich möchte mich in Tanjas Namen herzlich für die gute Arbeit bedanken und wünsche ihm einen befriedigenden Ruhestand.