Nach fünfeinhalb Jahren Studiums bestiegen wir im März 1985 auf dem Warschauer Bahnhof in Leningrad den Zug nach Berlin. Wir starteten aufgeregt und neugierig in unseren nächsten Lebensabschnitt und waren froh, mit Prüfungsstress und allen möglichen Unannehmlichkeiten, die das Wohnheimleben und die sowjetische Regulierungs- und Überwachungswut mit sich brachten, endlich abschließen zu können.
Aber schon nach kurzer Zeit in der Heimat merkten wir, wieviel schöne Dinge wir auch zurücklassen mußten und vorallem, wie sehr uns unsere Freunde fehlten, mit denen wir über die lange Zeit unter nicht immer einfachen Bedingungen zu einer eingeschworenen Gemeinschaft geworden waren. Der Wunsch nach einem Wiedersehen zumindestens mit unseren deutschen Kommilitonen war der Grundstein für eine Tradition, die wir seit dem Jahr 1985 ohne Unterbrechung pflegen- das Pfingsttreffen. Diese Treffen sind ein Fixpunkt in unserer Jahresplanung und wir freuen uns darüber, daß wir auf diese Weise einen guten Kontakt halten und an unseren Schicksalen gegenseitig anteilnehmen konnten und können.
Diese Zusammenkünfte hatten anfangs sehr familiären Charakter und als Nachtquartier mußte oftmals die Luftmatratze des Gastgebers herhalten. Inzwischen hat sich unser Pfingsttreffen herumgesprochen und der Teilnehmerkreis hat sich mit den Jahren erweitert. Es werden immer mal wieder Leute ans Tageslicht gespült, denen man irgendwie einmal während der Studienzeit in Leningrad begegnet ist, die aber nicht unbedingt zum engeren Freundeskreis gehörten. Diese sagen es ihren Freunden weiter... Einerseits ist dadurch etwas von der Intimität verloren gegangen, die wir sehr schätzten, andererseits wurden die Treffen aber auch durch neue Ideen und Initiativen bereichert. Das diesjährige Pfingsttreffen war dafür der beste Beweis.
Gunther und Anja, Freunde von Freunden, die am Leningrader Bergbauinstitut studierten, hatten die Organisation übernommen und konnten uns mit sehr viel Begeisterung und Sachkunde die Geologie und die Geschichte des Bergbaues im Erzgebirge demonstrieren. Neben der reinen Wiedersehensfreude hat sich mit den Jahren also auch ein sehr interessantes Rahmenprogramm entwickelt, daß den Reiz dieser Veranstaltung weiter erhöht.
Das letzte Treffen mit Tanja, Pfingsten 2008 in Hennigsdorf (hier ging es ihr bereits sehr schlecht, aber sie wollte unbedingte alle nocheinmal wiedersehen)
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