X+13
Tatsächlich sind es nun schon 13 Jahre her, dass wir hier ohne Dich klarkommen müssen. Auch wenn der Alltag uns ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert (Corona und viele andere Probleme sind Dir, Gott sei Dank, erspart geblieben), bist Du in unseren Gedanken natürlich immer noch sehr präsent. Auch anderen Menschen, die Dich kannten, geht das so. Der Screenshot in diesem Post stammt von Facebook. Hast Du Facebook eigentlich noch kennengelernt? Ich glaube damals haben wir noch mehr in der realen Welt kommuniziert. Du hattest zwar einen Account bei Odnoklassniki, aber die sozialen Netzwerke steckten noch in ihren Kinderschuhen und boten lediglich die komfortable Möglichkeit, alte Weggefährten wiederzufinden. Heute ist von der schönen Idee, durch soziale Netzwerke die zwischenmenschlichen Beziehungen zu beleben, nicht viel übriggeblieben. Nur manchmal trifft man noch auf Posts, die diesem Gedanken gerecht werden. Gestern hatte ich allerdings Glück. Deine Freundin Sveta hat über ihre Erinnerungen an Dich geschrieben und ihr Text hat mich tatsächlich zu Tränen gerührt. Es ist schön, dass Du solche Spuren hinterlassen hast.
Ich habe Svetas Text übersetzt, damit auch die vielleicht noch verbliebenen Besucher Deiner Hartholz-Seite ihn verstehen können.
Übersetzung:
Erinnerung an einen Freund
Und wieder ist ein Jahr ohne Dich vergangen... Kein Telefon klingelt und die fröhliche Stimme mit Akzent zwitschert nicht: ′′ Hallo Svetiki!!!"
Die Geschichte einer Freundschaft.
Nach der Aufnahme in die Mathe/Physikklasse wurde ich an eine Bank mit Tanja gesetzt. Allmählich stellte sich heraus, dass unsere Mütter und Väter die gleiche Schule besucht haben. Unsere Väter haben gemeinsam Volleyball gespielt, meine Oma und ihre Großeltern kannten sich bestens. Und mit 5 Jahren habe ich sogar ihren berühmten Großvater besucht - Kriegsveteran, Schulrektor. Er sprach berührend über seine Enkelin Tanja. Wieso habe ich mir das gemerkt? Kindheitserinnerungen sind selektiv.
Und jetzt saßen wir in der gleichen Bank. Ein ruhiges, kluges, lächelndes, schönes Mädchen mit einem goldenen Zopf bis unter die Gürtellinie. Riesige Augen und ein aufrichtiges Lächeln. Ruhige, melodiöse Stimme. Spielt auch Klavier, liebt Mathe, liebt Dobermänner und... unsere Geburtstage sind im August. Wir haben uns auf Anhieb verstanden. Ich habe sie Mukhin genannt. Warum? Ich weiß es nicht.
Tanja hat es geschafft, sich sofort mit meinem griffigen Dobermann anzufreunden. Als sie mich zum ersten Mal zuhause besuchte, umarmte sie Dig fest schon gleich vor der Haustür. Er scheint so fassungslos gewesen zu sein, dass er nicht einmal geknurrt hat.
Dann kam die schöne Studentenzeit. Ich habe in Moskau studiert, Tanja in St. Petersburg, aber die Ferien verbrachten wir zusammen in Novokuznezk (Foto im Häuschen).
Geheiratet haben wir fast gleichzeitig. Unsere Kinder wurden im selben Jahr geboren. Tanja ist mit ihrem geliebten Thomas nach Deutschland gegangen.
Seltene glückliche Meetings, Anrufe. Und jedes Mal war es, als hätten wir uns erst gestern getrennt: ′′ Hallo, Swetiki!"
Die Kinder sind groß geworden. Reisen, arbeiten. Glückliches Familienleben.
Und dann wurde Tanja krank. Die letzten Tage haben wir zusammen verbracht. Glaubt ihr, wir hätten geweint? Nein!!! Sie musste immer in vollen Zügen leben! Bis zur letzten Minute. Wir haben gelacht, gescherzt und uns an die glücklichsten Momente erinnert. Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Unsere Männer, ihr Sohn und ihre Mutter waren in ihrer Nähe. Ihr werdet überrascht sein, aber die Deutschen sind coole Jungs! Sehr aufmerksam und fürsorglich. Thomas wich nicht von ihrer Seite. Den ganzen Tag wurde Tanja von Freunden besucht. Kaum hatten sich die einen verabschiedet – standen die nächsten in der Tür. Steckte ein Plan dahinter? Vielleicht. Wir tranken Kaffee, redeten, lachten. Freunde, Nachbarn, Verwandte von Thomas...
Und dann kam der 8 Juli. Tanjas Fortgang am Geburtstag ihres Sohnes.
Die Zeit heilt keine Wunden und lässt sich nicht zurückdrehen. Es gibt mehr Menschen, aber weniger Freunde.
Und jedes Mal, wenn ich traurig bin und die Hände sinken lasse, wiederhole ich Tanjas Motto: ′′ Lebe nicht griesgrämig, bereue nicht, was gewesen. Frage nicht, was kommt. Schätze, was du hast!"
Ich werde für immer ein dankbares Andenken und wärmende Gedanken an sie haben
… und ein Glas ihres Lieblingssekts.