Dienstag, 13. Mai 2008

Mai fair Lady

12. Mai 2008

Der Wonnemonat ist schon ziemlich weit vorangeschritten und es ist wiedereinmal Zeit für einen Lagebericht.
Das herrliche Wetter der letzten Wochen hat Tanjas Lebenslust noch zusätzlich beflügelt. Sie genießt die Sonne und jedes einzelne Gänseblümchen auf der Wiese. Zusammen mit Frank, unserem Freund und Vollblutgärtner, bin ich dem Biotop um unser Haus herum zuleibe gerückt, das bisher leider niemals die Bezeichnung Garten auch nur annähernd verdient hat. Inzwischen haben wir schon einen recht ansehnlichen Zwischenstand erreicht und man benötigt nicht mehr viel Phantasie sich vorzustellen, wie schön es sein wird, wenn die neugepflanzten Blumen und Bäumchen ihre finale Größe erreicht haben werden. So wurde Sascha telefonisch ganz stolz davon in Kenntnis gesetzt, daß seine Mutter jetzt eine tolle russische Pflaume habe...
Wenn ich eingangs schrieb, daß Tanja die Sonne genießt, wird sicher jeder, der sie kennt, das typische Bild vor Augen haben, wie sie immer jede Gelegenheit nutzte, den Kopf in den Nacken zu legen und mit dem Gesicht zum Himmel gewandt den Strahlen die volle Breitseite zu bieten um die maximale Pigmentausbeute zu erhaschen. Zu ihrem größten Ärger bringen es die Medikamente in dieser Saison mit sich, daß sie sich dem Sonnenschein nur mit breitkrempigen Hüten und hohem Lichtschutzfaktor aussetzen darf. Es macht schon etwas traurig, mit anzusehen, wie sie sich durch die Krankheit von vielen Gewohnheite verabschieden mußte. Gleichzeitig bewundere ich sie, mit welcher Gelassenheit sie das tut und mit welcher Entschlossenheit sie alles dem Ziel unterordnet, wieder gesund zu werden. Die ehemalige Lieblingskundin von Douglas verträgt kein parfümiertes makeup mehr und trägt ihre durch die Therapie angegriffene Gesichtshaut mit einer Würde zur Schau, das man für die Pickelchen kein Auge mehr hat. Für mich ist sie der lebende Beweis dafür, daß wahre Schönheit wirklich von innen kommt.

Bezüglich ihrer gesundheitlichen Gesamtsituation hangeln wir uns von Strohhalm zu Strohhalm. Nachdem sie ihrem Onkologen mittlerweile die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat, baten wir um eine Überweisung zu einer Konsultation an die Uniklinik in Halle. Dieser Termin hat in der letzten Woche stattgefunden und wir wurden zumindest mit der Zuversicht entlassen, daß es weitere Ideen gibt, Tanja zu helfen, wenn die aktuelle Therapie nicht mehr ansprechen sollte. Leider ist der Tumor ein ebensolches Hartholz wie seine Wirtin: er ist genauso zäh und intelligent und fand bisher über kurz oder lang jedesmal eine Strategie, der Chemo zu widerstehen. Zähneknirschend haben wir uns damit abgefunden, daß dem Bösewicht mit dem Messer wahrscheinlich nicht beizukommen sein wird. Wir müssen uns also mit ihm arrangieren -aber der Chef ist Tanja !!
Wir haben die Unikilinik also recht zuversichtlich verlassen und haben zur Abrundung des Tages noch eine Stippvisite bei Sascha in Leipzig gemacht. Dieser Besuch, so wie auch jeder andere Kontakt zu unserem Sohn hat neben der normalen Wiedersehensfreude immer noch eine außerordentliche therapeutische Wirkung für Tanja. Auch ich möchte ihm an dieser Stelle nocheinmal sagen, wie stolz wir auf ihn sind und daß wir seinen Entscheidungen, wenn sie für uns vielleicht auch nicht immer gleich plausibel erscheinen, voll vertrauen.

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